In fünf Teilen blicke ich auf die Entwicklung unserer Schule, beanspruche damit aber nicht, alle Seiten der Entwicklung zu beschreiben, sondern rege vielmehr einen Austausch darüber an.
Für Regelungen und Spezialisierungen ist in der Differenzierungsphase eine Rationalität nötig, die eine gewisse Kälte mit sich bringt. Wenn es gelingt diese Rationalität mit Kraft der Pionierphase zu verbinden, wächst die Organisation zu einem Organismus und ist in der Integrationsphase angekommen. Vielen Organisationen fällt es schwer, diese Phase zu erreichen. Sie stecken zwischen Pionier- und Differenzierungsphase fest. In der Integrationsphase werden oftmals kleinere überschaubare Arbeitseinheiten gebildet, womit die Organisation wieder flexibler wird. Die kleineren Einheiten übernehmen auch wieder ganzheitliche Aufgaben und können weitgehend selber planen, organisieren und Selbstkontrolle ausüben. Sie sind vernetzt. Eine zentrale Stelle steuert und reglementiert nicht, sondern bietet unterstützende und beratende Dienstleistungen an.
Diese kleineren Arbeitseinheiten ergeben sich in einer Schule natürlicherweise: die Klassengemeinschaften. Das Kollegium der Klasse kann – mit gewisser Beteiligung der Eltern- und zunehmend der Schülerschaft – die pädagogischen und unterrichtlichen Belange selbst organisieren. Da die Fachlehrer in vielen Klassen unterrichten, sind sie nicht in der Lage, sich in all diesen Klassen im nötigen Maße an der Selbstorganisation zu beteiligen. Aber kleine Teams von drei bis vier Lehrkräften können sich um eine Klasse kümmern, und zwar vor allem darum, was diese Kinder und Jugendlichen aktuell brauchen. Ganz in dem Sinne, wie es Rudolf Steiner formulierte: „Jede Erziehung ist Selbsterziehung, und wir sind eigentlich als Lehrer und Erzieher nur die Umgebung des sich selbst erziehenden Kindes. Wir müssen die günstigste Umgebung abgeben, damit an uns das Kind sich so erzieht, wie es sich durch sein inneres Schicksal erziehen muss.“ (GA 306, 6.V.) Ein Klassenteam kann sich wöchentlich um die „günstigste Umgebung“ bemühen, muss aber die übrigen Lehrkräfte angemessen beteiligen.
In unserem Kollegium wird seit einiger Zeit darum gerungen, stabile, arbeitsfähige Teams zu bilden. Auf organisatorischer Ebene werden die Lehrkräfte von Mitarbeitern unterstützt, darunter drei hauptamtliche Vorstände für die Bereiche Pädagogik, Personal und Finanzen. Diese sind Teil einer neuen Schulstruktur, die 2020 von der Mitgliederversammlung beschlossen wurde und die die Schulgemeinschaft durch eine angemessene Beratungskultur beteiligt. Die Vorstände bilden im oben genannten Sinne die „zentrale Stelle“ und haben auch die Aufgabe, die Außenkontakte der Schule zu pflegen und Beziehungen zu Institutionen aufzubauen.
Hartmut Kastell