Stufen und Abschlüsse

Alle staatlichen Abschlüsse sind möglich

An der Waldorfschule können alle an den staatlichen Schulen erreichbaren Abschlüsse einschließlich des Abiturs erworben werden. Zusätzlich erhalten die Schüler der Klasse 12 den Waldorfschulabschluss. Dieser beinhaltet den künstlerischen Abschluss, die gemeinsame Aufführung eines Schauspiels und die Anfertigung der Zwölftklass-Arbeit.

  • Kl. 10 Erster Schulabschluss (ESA) - ohne zentrale Prüfungen
  • Kl. 11 Erweiterter Erster Schulabschluss (EESA) - zentrale Prüfungen in Deutsch und Mathematik
  • oder Mittlerer Schulabschluss (MSA) mit oder ohne Q-Vermerk - zentrale Prüfungen in Deutsch, Mathematik und Englisch
    (der Q-Vermerk berechtigt zum Besuch der gymnasialen Oberstufe)
  • Kl. 12 Waldorfschulabschluss und Vorbereitung auf das Abitur
  • Kl. 13 Allgemeine Hochschulreife (Zentrale Abiturprüfung)

Die Schüler erwerben zusätzlich zu den staatlichen Abschlüssen Qualifikationen auf künstlerischem, sozialem und persönlichem Gebiet, die zum Waldorfabschluss zusammengefasst werden. Die Ergebnisse werden der Öffentlichkeit dargeboten im Schauspiel gegen Ende des 12. Schuljahres, in der Präsentation der Zwölftklass-Arbeiten im Januar/Februar und im Kunstabschluss vor Ostern.

Zwölftklass-Arbeiten

Die Zwölftklass-Arbeit gehört zum Waldorfabschluss an der Rudolf Steiner Schule Siegen. Jede Schülerin und jeder Schüler soll sich dabei mit einem selbst gewählten Thema auseinandersetzen und von seinen Gedanken und Erkenntnissen sowie von seinen Erlebnissen und Erfahrungen schriftlich und mündlich berichten. Die Arbeit stellt die Gelegenheit und Verpflichtung dar, sich initiativ, selbständig und verbindlich in einem Arbeitsprozess innerhalb eines vorgegebenen Zeitrahmens von acht Monaten zu beweisen. Hier wird im Grunde genommen schon die Systematik einer Facharbeit eines Studenten an der Universität geprobt. Die Jugendlichen präsentieren ihre Arbeiten abschließend in einer Ausstellung und halten ihre Vorträge vor öffentlichem Publikum. Wenn man bedenkt, dass der Vortrag auch schon eine Prüfungssituation ist - denn neben der schriftlichen Arbeit wird auch der Vortrag beurteilt -, ist dies eine große Herausforderung für die jungen Menschen.

Vier Wochen vor Ostern wird der gesamte Stundenplan der 12. Klasse zugunsten der Kunst umgestellt. In der Eurythmie wird in täglicher intensiver Arbeit in kleineren und größeren Gruppen eine vielfältige Darbietung gestaltet. In der Chorarbeit wird das gemeinsame Singen gepflegt und es werden mehrere unterschiedliche Lieder geprobt. Wahlweise in der Plastik oder in der Malerei wird sehr individuell mit Ton bzw. Ölfarbe gearbeitet. Das intensive Eintauchen in die verschiedenen Künste erlaubt es den Jugendlichen sich tief mit den künstlerischen Prozessen zu verbinden. Eine Aufführung am Abend mit anschließender Vernissage und eine Darbietung für die gesamte Schulgemeinschaft am nächsten Morgen bilden den Höhepunkt des Projektes. Jeder Schüler gestaltet anschließend sein persönliches Portfolio, in dem die künstlerischen Prozesse differenziert angeschaut und reflektiert werden.

Zeugnisse und Leistungsbewertung – beschreiben statt benoten

Anstelle des entmutigenden Sitzenbleibens verfolgen wir das Ziel der ermutigenden individuellen Förderung, die eine kritische Selbsteinschätzung herausfordert und Selbstvertrauen schafft. Statt Noten zu erteilen, beschreiben die Lehrer einmal im Jahr die individuelle Leistungs-, Sozial- und Persönlichkeitsentwicklung in ausführlichen Textzeugnissen. Ab Klasse 9 erhalten die Schüler am Halbjahresende eine individuelle Beratung durch das jeweilige Klassenkollegium, in der der Leistungsstand in den Fächern besprochen wird und der Blick auf die nächsten Schritte der Schullaufbahn gelegt wird. Jedem Oberstufenschüler steht zusätzlich ein Tutor zur Seite, der ihn individuell betreut und ihn bei der Planung und Gestaltung seiner Schullaufbahn berät.

„Der Sonne liebes Licht – es hellet mir den Tag“,

so beginnt der Morgen in den Klassen 1-4

Die Lehrer begleiten liebevoll-konsequent die kindliche Entwicklung im ganzheitlichen Sinne. Das bedeutet:

  • Schreibenlernen der Buchstaben aus dem Bild oder aus der großen Bewegung
  • Lesen aus dem Schreiben (vom Tun zum Begreifen)
  • Rechnen von der Ganzheit zur Vielfalt bei Zahl und Rechenarten.

Die in diesem Alter noch vorhandenen Nachahmungskräfte ermöglichen das Erlernen von Englisch und Französisch ab der 1. Klasse.

Kraftvolles Schaffen schult die Sinne, fördert Aufmerksamkeit und Konzentration.

  • Turnen
  • Künstlerisches Erüben in elementarem Malen
  • Musik, Instrumentalunterricht und Eurythmie

Handarbeit ab Klasse 1

  • Wolle waschen und kämmen
  • Fäden drehen
  • Stricken
  • Häkeln und Sticken

Ackerbau in Klasse 3

  • Pflügen
  • Säen
  • Ernten
  • Dreschen und Backen

Handwerk und Hausbau in Klasse 3

  • Elementares Werken
  • Messen und Wiegen

Märchen in Klasse 1, Fabeln in Klasse 2, Schöpfungsgeschichte in Klasse 3 und Sagen aus der nordischen Mythologie in Klasse 4

Bildhafte Sprache in Geschichten, kleinen Szenen und Sprüchen legt die Grundlage für phantasievolles Formulieren

„Ich schaue in die Welt…“

(aus dem Morgenspruch ab Klasse 5)

Unsere Erde im Kosmos mit ihrer Beziehung zum Menschen:

  • Naturkunde von Mensch, Tier (Kl. 4 u. 5)
  • Pflanze (Kl. 5)
  • Geographie, Mineralogie, Sternenkunde (Kl. 6 u. 7)
  • Meteorologie (Kl. 8)

Erste Erfahrungen und Versuche mit den Kräften und Stoffen der Natur führen zu einem elementaren naturwissenschaftlichen Verständnis in

  • Physik (Kl. 6, 7 u. 8): Schall, Licht, Wärme, Elektrizität, Magnetismus
  • Mechanik; sowie Chemie (Kl. 7 u. 8): Verbrennung, Salze, Laugen, Säuren, Ernährung

Orientierung in der Zeit vermittelt das Nacherleben der Menschheitsentwicklung in der Geschichte:

  • Vergangene Kulturzentren und -epochen in Altindien, Altpersien, Ägypten, Griechenland (Kl. 5)
  • Rom und Mittelalter (Kl. 6)
  • Entdecker und Erfinder in der Renaissance (Kl. 7)
  • industrielle Revolution bis zur Gegenwart (Kl. 8)

Geschickt werden in Kunst und Handwerk:

  • Holzwerken
  • Gartenbau
  • Handarbeit (Nähen und Schneidern)
  • Zeichnen
  • Eurythmie
  • Sport
  • Mitarbeit in Orchestern der Mittelstufe

Forstpraktikum in Kl. 7
Die Aufführung eines Schauspiels, eine Gemeinschaftsleistung der 8. Klasse, bewirkt den Durchbruch zu individuell gestalteter Geste und Sprache in der Pubertät. Ende der Klassenlehrerzeit

Angeleitet und betreut von Fachlehrern und Tutoren lernen die Oberstufenschüler,
Gesetze und Wesen der Dinge zu erfassen, aus eigener Kraft Urteile zu bilden und die Richtung des eigenen Handelns zu bestimmen.

Diese Fähigkeiten werden ausgebildet in

  • Naturwissenschaften
  • Technik
  • Geisteswissenschaftlichen Fächern
  • Fremdsprachen
  • Handwerk
  • Musik
  • Kunst
  • Eurythmie
  • Sport

Wahlmöglichkeit im künstlerisch-handwerklichen Bereich und Differenzierung in den Sprachen ermöglichen es den Schülern, ihre individuellen Fähigkeiten und Neigungen auszubilden.

Darüber hinaus lernen die Jugendlichen in verschiedenen Praktika durch eigene Tätigkeit einige Bereiche aus der Berufswelt kennen:

  • Landwirtschaftspraktikum in Kl. 9
  • Feldmessen als angewandte Mathematik in Kl. 10
  • Sozial- und Industriepraktikum in Kl. 11
  • künstlerischer Abschluss in Kl. 12
  • Physik, Chemie, Biologie, Geographie, Mathematik, projektive Geometrie
  • Elektrik, Mechanik, Elektronik, Informatik, Medienkunde
  • Deutsch, Geschichte, Religion, Philosophie, Kunstgeschichte und Kunstbetrachtung
  • Französisch, Englisch
  • Plastizieren, Malen und Zeichnen, Schmieden, Kupfertreiben, Steinhauen, Schreinern, Buchbinden, Oberstufen-Orchester

Vorbereitung auf die staatliche Abiturprüfung