Im Rahmen der Artikelserie zu 100 Jahre Jung- Stilling- Kreis (in der Freitagsinfo) erscheint heute der Artikel zur Johanna-Ruß-Schule, mit der wir ja schon durch die Anfänge sehr verbunden sind. Verfasser ist der Kollge Robert Domajnko.
Während die Anthroposophie hier im Siegerland schon 100 Jahre alt wird, kann die Johanna-Ruß-Schule 2025 ihren 30. Geburtstag feiern. Mit zwei Klassen wurde die Schule 1995 gegründet und hatte ihr zu Hause zunächst in den Gebäuden der Rudolf Steiner Schule in Siegen. Kurz darauf erwarb die Schulgemeinschaft das Gebäude des ehemaligen Offizierscasinos der Belgier „Club Rubens.“ 2001 und 2007 wurde die Schule durch Neubauten wesentlich vergrößert. Ab 2003 übernahm sie ihre eigene Trägerschaft mit dem Verein: „Johanna-Ruß-Schule e.V.“
Neben weiteren Förderschulen im Kreis Siegen-Wittgenstein, die auf bestimmte Förderschwerpunkte beschränkt sind, unterrichten wir Kinder mit den Förderschwerpunkten: Geistige Entwicklung, Lernen, Soziale und Emotionale Entwicklung und Sprache gemeinsam. Auch wenn das beim Unterrichten natürlich ein ordentliches Mehr an Vorbereitung bedeutet, bekommen die Schülerinnen und Schüler schon allein durch die so entstehenden Konstellationen einen Sozialimpuls, der ihnen sonst schwierig zu vermitteln wäre. Impulsive Schüler kümmern sich um Schüler mit starker geistiger Entwicklung oder körperlichen Einschränkungen. Keiner fühlt sich ausgegrenzt – alle sind so wie sie sind richtig! Das ist die Leitlinie der Johanna-Ruß-Schule.
Die gemeinsame Arbeit von Eltern und Mitarbeitern der Schule zusammen mit dem immer noch erlebbaren Geist eines besonderen Gründungslehrers, Helmut Theison, machen die Johanna-Ruß-Schule weiter zu einem ganz besonderen Ort. Ihm ist es maßgeblich zu verdanken, dass weiter ein sonniger und fröhlicher Wind durch unsere Räume zieht. Als unermüdlich arbeitender und ein sich aufopfernder Lehrer war er seinerzeit nicht nur Vorbild für die Schulgemeinschaft, sondern hat die Schule nachhaltig gesegnet. „Dieser Ort muss so schön für die Kinder werden!“ waren seine Worte, als er im Alter von 67 Jahren die Holzdecken im Neubau unserer Schule eigenhändig mit angebracht hat. Nun ist er, nach seinem Tod von vor 17 Jahren, den wenigsten unserer Mitarbeiter noch persönlich bekannt. Sein Vermächtnis jedoch ist nach wie vor täglich spürbar. Kaum jemandem ist es gelungen, Anthroposophie so lebensnah und erlebbar zu machen wie ihm. Er verachtete Wortklaubereien und unnötiges Geschwätz, Handlungen aus Eitelkeit und Profilierungen. Er war alter Schulmeister und modernster Anthroposoph zugleich. Und das ist genau das, was die Menschheit heute benötigt, um durch diese unübersichtlichen Zeiten zu gelangen. Wir müssen die Gegebenheiten unserer Zeit berücksichtigen. Und welche das sind, das zeigen uns unsere Kinder, die auf ihre natürliche Weise immer nahe am Puls der Zeit sind. Sie sind unsere täglichen Lehrmeister – und unsere heilpädagogischen Kinder ganz besonders. Ihnen können wir entnehmen, was die Zeit von uns verlangt: Ehrlichkeit, Authentizität und Willensstärke. Diesen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen will das Kollegium der Johanna-Ruß-Schule mit allen Kräften gerecht werden und ihnen eine echte und moderne Waldorfpädagogik bieten. Angefangen bei einem individuell auf unsere Schule zugeschnittenen, einzigartigen Lehrplan, welcher Ort, Zeit und die verschiedenen Fähigkeiten der Schüler:innen berücksichtigt. Bis hin zu einer Schulgemeinschaft, die alle Mitarbeiter gleichwertig behandelt und vor allem mit Eltern Hand in Hand arbeitet.