Praktika

Lernen, Verantwortung zu übernehmen

Ein Praktikum bedeutet für den Schüler Lebenskunde im buchstäblichen Sinne. Lebenskunde im engeren Sinne beginnt erstmals um das neunte Lebensjahr herum mit den Sachkunde -Epochen: Die Kinder erfahren tätig von der Arbeit des Bauern, sie pflügen, säen, dreschen; später wird Brot gebacken. Sie lernen verschiedene Handwerke kennen und in der „Hausbau-Epoche“ wird auch praktisch gebaut.

Das Forstpraktikum (1- bis 2-wöchig) absolvieren die Schüler in der 7. Klasse. Sie lernen, unter der Anleitung von engagierten Forstwirten, was Waldpflege bedeutet. Dabei werden die Erfahrung, wie körperlich anstrengend es ist, einige hundert Baumsetzlinge zu pflanzen, Lawinenschutz zu betreiben, Steige anzulegen und dabei auch noch das Werkzeug und Material an schwer zugängliche Stellen zu schleppen, und die Arbeit in der Natur zu einem unvergesslichen Erlebnis. Der Schüler geht hinterher mit ganz anderen Augen durch den Wald, und Schutz und Pflege des Waldes wird ihm selbst zum Anliegen.

In der 7. Klasse und der 8. Klasse ist jeder Schüler jeweils eine Woche lang in der Küche tätig und hilft bei der Vor- und Zubereitung des Mittagessens. Nachdem die Ernährung im Unterricht thematisiert wurde, kann jeder praktisch erfahren, worauf beim Kochen zu achten ist.

Das lebenskundliche Prinzip des gesamten Unterrichts wird mit den Praktika in der Oberstufe erweitert, indem die jungen Menschen hier erleben, was es bedeutet, in komplexen Zusammenhängen, in einer komplizierten Welt, Verantwortung zu übernehmen. So arbeiten die Jugendlichen der Klasse 9 in Kleingruppen drei Wochen auf einem biologisch-dynamischen Bauernhof, um Einblick in den Gesamtzusammenhang landwirtschaftlicher Produktion zu gewinnen. In Klasse 10 wird in der Landvermessung die praktische Anwendung der Mathematik erfahren. Die Jugendlichen der Klasse 11 arbeiten drei Wochen lang in sozialen Einrichtungen, in industriellen Betrieben, in Handwerk, Verwaltung, öffentlichen Organisationen und erleben hier Routinen, Anforderungen, zwischenmenschliche Begegnungen im Rahmen des Arbeitslebens.

Der künstlerische Abschluss der Klasse 12 dient dazu, Kunst und Kultur zu erleben und zu verstehen. In der Zwölftklass-Arbeit schließlich hat jeder Zwölftklässler die Chance, ein aus eigenem Interesse gewähltes Thema nach seinen Vorstellungen theoretisch, praktisch und künstlerisch zu erarbeiten und der Öffentlichkeit zu präsentieren. Mit dem Klassenspiel der 12. Klasse bringen dann die Jugendlichen wiederum als Klassenverband (unterstützt von einem Regisseur) ihr Thema, ihr Theaterstück, ihre Sicht auf die Welt für andere erlebbar auf die Bühne.

Das Landwirtschaftspraktikum wird in der Regel in der Klasse 9 geleistet. Die Schülerinnen und Schüler leben und arbeiten für 3 Wochen auf einem (Bio-) Bauernhof.
Oft ist das Landwirtschaftspraktikum die erste Zeit, die sie ohne ihre Familie, ohne ihre Klasse oder ohne ihren Freundeskreis verbringen. Während dieser Zeit arbeiten sie einzeln oder in Gruppen auf einem landwirtschaftlichen Betrieb mit und gewinnen dort – meist erstmalig – Einblick in das Arbeits- und Erwerbsleben in seiner ursprünglichen Form.
Die Schüler erleben konkrete Verantwortung für Boden, Pflanzen und Tiere. Deren Bedürfnisse führen in der Regel zu herausfordernden Aufgaben. Der Sinnzusammenhang aller Hofarbeiten erleichtert es, die erforderliche Anstrengung, Ausdauer oder Mut aufzubringen.

Das Feldmesspraktikum findet in der 10. Klasse statt und dauert ca. zwei Wochen. Dort lernen die Schüler mit Kompass und Theodoliten zu vermessen. Die Messergebnisse werden bei der Erstellung von Karten genutzt. Die Grundlagen des Vermessens werden in der Mathematik erarbeitet. Dieses Praktikum vermittelt sehr anschaulich, dass Mathematik nicht nur auf dem Papier existiert, sondern auch in Natur und Praxis.
Darüber hinaus können die jungen Menschen erleben, dass es auf den Menschen – auf sie – ankommt, wie gut, passend und aussagekräftig errechnete Daten sind. Hier gilt es, gut zusammenzuarbeiten, sorgfältig zu dokumentieren, gemeinsam Lösungen für Probleme und Ursachen für fehlerhafte Daten zu finden; um schließlich ein Ergebnis zu erzielen, dass selbst beurteilt und vertreten werden kann.

Das Industrie- und Sozialpraktikum ist ein dreiwöchiges Praktikum in Betrieben und sozialen Einrichtungen. Hier erleben die Schüler in selbstgewählten Berufen die intensiv Arbeitswelt - für viele eine Orientierung auf ihrem weiteren Ausbildungsweg.