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Die Delegierten- und Bundesversammlung des Bundes in Hildesheim

Am letzten Freitag und Samstag vertrat Anabell Dreber unsere Schule auf der Delegierten- und Mitgliederversammlung des Bundes der Freien Waldorfschulen (BdFWS) in Hildesheim. Ein kleiner Bericht soll Ihnen Einblicke in die Inhalte ermöglichen.

Die erste Delegiertentagung in diesem Jahr stand unter keinem guten Stern. Im Januar wurde sie aufgrund des kurzfristigen Bahnstreiks bereits kurzfristig abgesagt. Daraufhin wurde sie von zwei auf einen Tag verkürzt und mit der Mitgliederversammlung am 8./9. März zusammengelegt. Zu Beginn der vergangenen Woche dann die Erkenntnis: Ein erneuter Bahnstreik steht an. Der BdFWS entschied, dass die Versammlung dennoch stattfinden solle. Immerhin 72 Vertreterinnen und Vertreter der Schulen sowie etwa 50 persönliche Mitglieder fanden den Weg zu den großzügigen Flächen der Hildesheimer Waldorfschule.

Das Motto der Delegiertentagung am Freitag war: Ankommenden-Kultur für neue Lehrkräfte an den Schulen. Somit fühlte ich mich als Personalerin besonders verpflichtet, hier meine Ohren zu spitzen. Die Podiumsdiskussion stellte die Frage, wie wir professionelles Personalmanagement an den Schulen möglich machen. Ich muss gestehen: Ich habe nichts Neues gehört. Vielmehr hat sich in mir die Zuversicht verstärkt, dass die Siegener Schule auf einem guten Weg ist. An den meisten anderen Schulen fehlt es an Ressourcen – sowohl aus personeller wie auch aus zeitlicher Sicht.

Ebenso erkenntnisreich war eine Arbeitsgruppe am Abend, in der es um das Thema „Ausbildung in der Praxis“ ging. Auch dies ist zu einem Herzensthema für mich geworden. Im BdFWS bin ich Teil einer Gruppe, die sich die Frage stellt, wie wir die Ausbildung von Lehrkräften in die Praxis (also an die Schulen) holen können und gleichzeitig einem hohen Qualitätsanspruch von Ausbildung gerecht werden. Im Austausch mit anderen wurde klar, dass jede Schule gerade eigene kleine Projekte startet, um neue Lehrkräfte zu befähigen und zu stärken. Bewegt wurde die Frage, wie der Bund mit dem großen Bedarf der Schulen umgeht und inwiefern das Thema „Ausbildung in der Praxis“ strukturiert als allgemeines Angebot aufgebaut werden kann.

Der Samstag in Hildesheim galt dann der Mitgliederversammlung des Bundes. Neben dem Bericht der sieben Vorstände wurde der Bundeshaushalt für das kommende Jahr beschlossen. Auch hier wurde noch einmal deutlich: Die Seminare und Ausbildungsstätten sind deutlich zu gering ausgelastet – in Summe gerade einmal 60%. Der Bedarf an den Schulen, was neue Lehrkräfte angeht, ist höher. Das führt dazu, dass an einigen Waldorfschulen 80% der dort tätigen Lehrkräfte keine waldorfpädagogische Ausbildung haben. Einen Artikel von mir hierzu finden Sie im April in der Erziehungskunst.

Vorgestellt wurden im Kontext des Bundeshaushalts auch neue Projekte. Hier möchte ich besonders das Engagement der Bundes-Schülervertretung hervorheben. Der Antrag für 45.000 EUR wurde bewilligt. Die Schülerinnen und Schüler machten deutlich, wie wichtig es ihnen sei, dass das Image der Waldorfschulen sich verbessere. Zu oft seien sie oberflächlichen und unreflektierten Sprüchen ausgesetzt, wenn andere Menschen erfahren, dass sie Waldorfschüler sind. Daher haben sich die Schülerinnen und Schüler vorgenommen, in Zukunft noch aktiver in den Kreisen außerhalb der Waldorfschulen zu wirken. Ein mögliches Handlungsfeld ist dabei die Bundesschülervertretung, die in erster Linie von staatlichen Schulen getragen werde. Mit Standing Ovations begrüßten die Erwachsenen den Aktionsgeist unserer Schülerinnen und Schüler.

Schließlich dürfte für die Siegener noch interessant sein, dass im Rahmen der Mitgliederversammlung Klaus-Peter Freitag in den Ruhestand verabschiedet wurde. Der einst bei uns tätige Lehrer wird nun nach vielen Jahren die Geschäftsstelle des Bundes in Stuttgart verlassen. Der Abschied hätte nicht herzlicher und die Wertschätzung nicht größer sein können. Besonders der Film, den die Bundes-Schülervertretung gestaltet hatte (und in dem ich plötzlich sogar unseren Kollegen Philip Hintze erblickte), ließ so manches Gemüt weich werden.

Abschließend sei noch gesagt, dass die Delegiertentagung und Mitgliederversammlung des Bundes natürlich immer Zeit frisst und das Wochenende deutlich verkürzt. Gleichzeitig wird mir dort immer wieder bewusst, wie wenig die vielen Projekte des Bundes in der Schulgemeinschaft bekannt sind. Alle Schulen scheinen im eigenen Saft zu schmoren. Dabei haben viele von uns die gleichen Herausforderungen. Ein reger Austausch ist in diesem Sinne durchaus sinnvoll und hilfreich. Wer Interesse hat, am 22. und 23. November in Pforzheim bei der nächsten Tagung dabei zu sein, darf sich gern bei mir melden.